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Im user-Portrait

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Das monatliche User-Portrait aus derLurch Redaktion.

Aktuell:
derMob, marjorie, p.etrus -- Trilogie der Verzögerung -- 29.07.2009

Ältere Beiträge:
gideon -- Ein Gründungsmithlied im Interview -- 07.05.2009
Lola von Lurchli -- Müssen wir uns Sorgen machen? -- 29.04.2009
MiaWurscht -- Details von ungeahntem Ausmass -- 11.03.2009
mollwaus -- Portrait eines shootingstars -- 25.01.2009
derLurch -- Der Schein drückt -- 22.12.2008
rudL -- Ein klassischer Draufgänger -- 24.11.2008
Dr. Unkhardt Krötinger -- der lange, steinige Weg -- 19.10.2008

derMob, marjorie, p.etrus

Trilogie der Verzögerung

© derLurch

Trilogie der Verzögerung. Teil I derMob.

Ich habe es endlich geschafft.
Ich habe es endlich geschafft, mich nach all den sommerlichen Urlaubsablenkungen und Wirren des ... mein Telefon läutet! ... Das war meine Frau. Sie kommt gleich. Ich werde mich beeilen, noch ein paar Sätze zu schreiben. Also: Ich habe es geschafft, endlich ein paar Zeilen für das Xtrablatt zu schreiben. Da war zuerst die Hürde der Recherche, wer denn Lurch des Monats war. Um das festzustellen kommt man nicht an der Startseite des LurchBlogs vorbei, auf dem natürlich just ein neuer Beitrag meine Aufmerksamkeit auf sich zog und ich diesen kurz überflog. Aber wirklich nur kurz, weil ich ihn sonst noch kommentieren hätte müssen, was mich wieder davon abgehalten hätte, eines der ausständigen User-Portraits zu schreiben. Mein kleiner Sohn jammert im Schlaf, ich muss schnell nachsehen, was ihm fehlt. ... Schnuller verloren. Schläft schon wieder.

Im Zuge meiner Recherche (unmittelbar vor dem kurzen Überfliegen des neuen Beitrages) musste ich feststellen, dass mir eine gewisse Unordnung bei den Kommentaren zu unterschiedlichen Beiträgen Magenschmerzen bereitete. Ich sortierte also die Kommentare nach ihrem Datum, um den Lesern des Blogs mehr Überblick zu verschaffen. Das ungute Gefühl in der Magengrube blieb. Hunger? Eigentlich kein Wunder. Es ist Mittag und ich habe bisher drei Tassen Kaffee und irgendwann eine Maiswaffel zu mir genommen. ... Schon wieder wach der Kleine. Ich muss nachsehen. ... Schläft! Er hat wohl geträumt, von einem grossen rosaroten Elefanten. Komisch, dass man Kleinkindern so einen Mist andichtet. Die träumen sicher von Dingen, die sie umgeben. Von Vätern mit kaffeebrauner Zunge und Magenknurren, die nach magensaurem Milchkaffee stinken.
So jetzt ist meine Frau da. Hallo. Küsschen.
Jetzt könnte ich eigentlich schreiben, muss aber zuerst etwas essen. ... Perfekt. Ein halbes Topfentascherl. Jetzt habe ich neue Energie.
Jetzt zum Ergebnis meiner Recherche: Drei Gewinner des begehrten Lurch des Montats warten darauf, von mir portraitiert zu werden. Da lohnt es sich mehr denn je (nämlich dreifach), danach zu Fragen, ob die user überhaupt darauf warten, portraitiert zu werden? Für gewöhnlich stelle ich mir die Frage nur einmal im Monat und habe auch eine einfache Antwort: Es geht nicht um die User, sondern um den Autor. Wenn ich nun aber drei Mal frage muss ich auch dreifach sicher Antworten, weil es schwierig ist, gleich drei Tage im Monat zu finden an denen man mindestens zwei Stunden in ein User-Portrait investiert. ... Meine Frau hat einen Spal in der rechten Ferse. Ich muss eine Pinzette holen und die Hornhaut der Ferse mit der Nagelschere bearbeiten. ...

So. Nach einer längeren Operation, habe ich mir die Hände gewaschen und bin nun wieder ganz beim Schreiben. Den Spal konnte ich übrigens nicht finden, da meine Frau ihn schon mehrere Tage tiefer und tiefer in ihre Ferse getreten hat. Sie hatte keine Zeit ihn zu entfernen. Nun ist er wohl ein Teil von ihr. Ich hätte die Suche nach dem Spal fortgesetzt, wenn nicht unser Sohn jetzt endgültig hungrig nach der Mutterbrust schreien würde.

Ein Portrait zu schreiben bedeutet, sich völlig auf einen Anderen einzulassen. Dessen Arbeit zu studieren und sich für einen Moment mit dieser zu identifizieren. Identifikation gelingt nahezu immer. Auch Kriminalisten müssen (dürfen) sich mit Tätern identifizieren. Es ist weit weniger spannend, sich mit Opfern zu identifizieren, deshalb ist es auch weit schwieriger. Man kann sich nicht vorstellen, vergewaltigt, gefoltert und aufgeschlitzt zu werden. Man will es auch nicht. Ich bin froh, mich nicht mit den Lesern des Lurchblogs beschäftigen zu müssen, ich DARF mich um die Motive der Täter kümmern. Was hat sich derMob gedacht, als er seinen ersten Beitrag ins Netz gestellt hat? Mal sehen ... Recherche ... Sechs Beiträge von derMob!

Und da ist sie wieder! Die Frage: WER wartet auf ein Userportrait von derMob? Diese Frage blieb vorhin unbeantwortet, weil der Spal in der Ferse meiner Frau dazwischen kam. Ich darf mich jetzt nicht ablenken lassen. Die einzig richtige Antwort ist wohl, dass man sich für ein Portrait völlig auf den anderen einlassen muss, sich selbst und seine Umgebung ausblendet und für wenigstens zwei Stunden konzentriert arbeitet. Bei meiner momentanen Tages- und Nachtgestaltung wäre dieser Zeitpunkt genau nie. Darum muss ich eben nebenbei schreiben, wissend, dass sich kein Portrait für derMob ausgeht.


Trilogie der Verzögerung. Teil II marjorie.

Das Portrait über derMob ist ein Portrait über den Autor dieser Kolumne geworden.
Jetzt, da ich ein Portrait über marjorie schreiben sollte, habe ich mir die Arbeit von derMob noch einmal angesehen. "besser den lurch in der hand als keine kröten in der tasche" steht in seinem user-Profil. Diesem ich-über-mich ist zu entnehmen, dass er mit einer gewissen Art von Humor durchs Leben geht. Ein Wortwitz, der auf den ersten Blick unterhaltsam wirkt, sich aber in seinem ertsen Beitrag bereits im Teaser zu einem inflationären WitzigeWörterWortWitz auswächst. Das Lurchtensteiner Forscherteam, Dr. Ferdinand Wuzel und die Lurcholologie in einem Satz, liess den Blogeinsteiger wie einen Komödianten aussehen. Die Reaktionen auf diesen Beitrag waren entsprechend wenig wissenschaftlich. Schade eigentlich, war die Frage "Ist der Lurch ein Säuger?" für die Wissenschaft höchst interessant. Und das Foto des Nabellurchs ein sehr gutes.
Beim zweiten Beitrag zeichnet sich eine Serie des Nicht-ernst-genommen-werdens ab. Da wird auf Rechtschreibfehlern herumgehackt, dann geht es ausschliesslich um die Frage, ob das philosophische "Sommerloch" das untere Ende eines Staubsaugers ist oder nicht.
Beim dritten Beitrag (Ma4-Lurch) klinkt sich ein Leidensgenosse ein. Einer der selbst einen harten steinigen Weg voll Spott und Hohn hinter sich gebracht hat, ehe er als Wissenschafter anerkannt wurde. Dr. Unkhardt Krötinger entlockte derMob einen ersten wissenschaftlichen Dialog (Die Integration des Artikels im Namen von derMob, führt hier zu einer willkommenen Doppeldeutigkeit des Satzes).

Jetzt musste ich einmal was essen. Die Schreiberei war unterbrochen von Gordon Bleu, Zucchini, Kartoffel und Salat. Von letzterem habe ich nichts erwischt, weil ich mich beim Essen (ohne mir etwas anmerken zu lassen) in den zweiten Teil der heute zu schreibenden Trilogie vertieft habe. Mein Sohn hat sich gerade eben einen Plastiklöffel zu weit in die Mundhöhle gesteckt und fürchterlich schreiend gekotzt. Aber nur ganz kurz. Die Aufregung ist vorbei. Meine Frau fährt einkaufen. Meine Mutter kocht Kaffee. Mein Sohn ist damit beschäftigt, den rechten Kopf eines Doppelköpfigen Monsters, das ihm meine Frau zum spielen überreicht hat, mit Schleim zu betäuben. Sie liess die Frage im Raum stehen, dass sie Doppelkopf an irgend etwas erinnere, ein Spiel, oder etwas ähnliches. Mir fiel das Wort Doppelkopfadler aus dem Mund, meine Mutter sagte "Nein, das ist was anderes!". Jetzt ist meine Frau weg, meine Mutter mit meinem Sohn draussen. Ich kann jetzt endlich wieder am Portrait von marjorie weiterschreiben, in dem es derzeit noch um derMob geht.

Der Wiedereinstieg in so ein Portrait ist schwierig. Jetzt fragt meine Mutter, ob ich einen Kaffee möchte. Ja. Ich muss aber zuerst aufstehen und den kalten Satz von dem Milchkaffee ausleeren, der noch in meiner Tasse klebt und nach dem Alptraum meines Sohnes riecht. Der Schwamm liegt fettgetränkt in der Abwasch. Meine Mutter sagt, ich solle mich nicht beschweren, sie müsse den Geschirrspüler erst einräumen. Ich beschwere mich nicht, weil ich weiterschreiben will. Auch wenn der Schwamm in der Abwasch rein gar nichts mit dem Geschirr für den Geschirrspüler zu tun hat. Ich setze mich wieder an den Laptop am Küchentisch, wo mich eine Fliege nervt. Ich hatte den ganzen Vormittag eine Fliegenklatsche neben dem Schreibgerät am Tisch liegen, da wir aber inzwischen gegessen haben, ist sie weg vom Schreib/Küchentisch. Ich hole sie. So. Jetzt kanns weitergehen. Doppelkopf ist ein Kartenspiel für vier Personen. Es gibt aber auch Variationen für drei bis sieben Spieler. Steht im Wikipedia.

Der HiFidele Dolby SurroundLurch eröffnet dem Leser einen ganz neuen Zugang zum Humor von derMob. Mit diesem vierten Beitrag hat er entweder versucht dem Lebensalltag eines Wissenschafters Öffentlichkeit zu verschaffen, oder einer weiteren wissenschaftlichen Diskussion mit Dr. Unkhardt Krötinger entgegen zu wirken. Meine Mutter hat meinen Sohn durch die Küche getragen um ihn schlafen zu legen. Jetzt wischt sie sich gerade die Kotze von der Schulter. Ich war gerade versucht einen Tippfehler im Artikel zum HiFidelen DolbySourroundLurch auszubessern, nämlich Tonspur ohne "p". Ich sah, dass es keinen Zusammenhang zu einer Tonspur gibt und musste feststellen, dass es um die römische Tonsur (Frisur) ging. Schade. Vielleicht hätte der Rechtschreibfehler wenigstens einen Kommentar provoziert, so blieb der wirklich schöne Beitrag unkommentiert.
Meine Frau ist wieder da. Neue Fenster bestellen? Ja oder Nein? Ein Betriebsurlaub der Fenstertischler kündigt sich an. Ich bin für betstellen. Alle anderen auch. Ich ergreife die Fliegenklatsche und schlage zu. Verfehlt. Meine Frau ruft die Fenstertischler an. Meine Mutter räumt den Geschirrspüler aus. Der Bruder der Sekretärin der Fensterfirma ist der Fenstertischler. Meine Frau sagt, er käme um die Naturmasse zu nehmen. Bei den Naturmassen fällt mir die polnische Studentin ein, die kurz vor dem Essen hier war um Zeichnungen zu verkaufen. Meine Frau war draussen vor der Tür und hat unseren Sohn auf der Spieldecke vorm Haus ausgebreitet. Ich habe mit dem Rücken zum Fenster am ersten Teil der heute zu schreibenden Trilogie geschrieben. Ein blondes junges Mädel hat meine Frau begrüsst und ihr Zeichnungen von Pferden und Katzen auf A3 Papier für 10 Euro zum Kauf angeboten. Sie studiere Malerei in Warschau und mache Urlaub in Graz. Taschengeld? Meine Frau hat ihr höflich erklärt, dass sie kein Bild kaufen möchte, ihr aber gern zwei Euro gegeben. Wenig begeistert hat sich das Mädchen bedankt und ist weitergezogen. Wenn ich in Warschau studiere und in Graz Urlaub mache, biete ich meine Bilder in der Herrengasse oder im Stadtpark an, da ist mehr los als bei uns auf dem Land. Ich mutmasste, dass das Mädel einer Verkaufsorganisation der neuen Generation angehört, die an Stelle der deutschen Flugrettungsvertreter, der tiroler Behindertenwerkstattvertreter und der Afrikanischen Bilderverkäufer getreten ist.
Da bei 10 Euro pro Zeichnung keine nennenswerten Umsätze zu machen sind, entstanden Theorien, was da alles dahinterstecken kann. Ich hegte den Verdacht, dass das Mädel wahrscheinlich andere Dinge angeboten hätte, wäre ich allein zu Hause gewesen. Meine Frau entgegnete dieser Theorie, dass in der Tasche des Mädchens nichts anderes drin war. Ich gab meinem lose formulierten Verdacht einen Tritt, worauf meine Mutter bemerkte, dass nur Männer so schlecht denken können. Spricht für meine Theorie. Die Ehefrau am Land würde es nicht für möglich halten, dass polnische Studentinnen ihre Männer aufsuchen um ihnen gegen Bares die sommerlich heissen Tage zu vertreiben. ... Meine Frau fragt, ob ich einen Marillenknödel will. Ja. Danke. Meine Mutter fragt, ob ich mehr Brösel will. Nein. Danke. Lieber noch einen Kaffe. ...
Schliesslich fragte meine Mutter, ob das Mädchen denn überhaubt hübsch war. Meine Frau und ich bestätigten, dass sie sehr attraktiv war. Komisch. Jetzt fehlt mir doch irgendwie der Zusammenhang zu den Naturmassen.

Aus Angst vor neuen Assoziationsketten will ich versuchen mich auf die Charakteristik der letzten beiden Beiträge von derMob zu konzentrieren (Was innerhalb eines Portraits über marjorie ohnehin schwierig genug ist). Der LeistenLurch hat als Neujahrsgruss einen weiteren Einblick in den privaten Haushalt des Forschers derMob gewährt. Der tiefste und aufschlussreichste war jedoch für mich der Stalking, der es schliesslich auch zum Lurch des Monats April schaffte. Der Beitrag erklärt die Zerrissenheit des Forschers, Autors und Blogusers. Er muss die Geschichte zum Stalking in einem besonders wachen Moment seiner Bloggerkarriere verfasst haben. Er erklärt die doch sehr unterschiedlichen Ergebnisse seiner Versuche sich im Blog zu positionieren. ... Meine Frau feilt sich neben mir die Nägel um mich gleich zu fragen, ob sie mich kurz stören darf. Ich frage sie, ob sie etwas von mir will. Sie fragt mich, ob ich patze, wenn ich Schmetterlinge auf die Wand des Zimmers unserer Tochter male. Wenn nicht, könne sie das Zeitungspapier entfernen, dass sie zum Ausweissen des Zimmers aufgelegt hat. Ich habe nicht vor zu patzen. Sie wirft das Papier weg. ...
Ich fühle grosse Verbundenheit, wenn ich den Stalking lese. Ich werde beim Malen der Schmetterlinge über die Arbeit von marjorie nachdenken.


Trilogie der Verzögerung. Teil III p.etrus.

Meine Frau meint, ich sollte gleich zwei User-Portaits für die kommenden Monate vorausschreiben, dann hätte ich den Tag gut genützt. Ich versuche mich dennoch dem Portrait von p.etrus zu widmen. Und zwar gleich nach dem ich das von marjorie nachgeholt habe.

marjorie. Was für ein Name. Erinnert an majority, hat aber nichts mit einer Mehrheit zu tun. Im Google ist unsere marjorie an 4. Stelle weltweit. Vor ihr gibt es nur Wikipedia mit der allwissenden Müllhalde der Fraggles, Americas Next Top Model und eine Rockband, die sich ebenfalls nach der Müllhalde benannt hat und das laut Bandinfo für eine geniale Idee hält. Gibt es auch noch so viele marjorie auf dieser Welt, keine ist so berühmt wie die allwissende Müllhalde. Wenn ich so an die Fraggles denke frage ich mich automatisch nach dem Verbleib der Muppet Show. Mein Sohn wacht auf. Ich muss ihn zu seiner Mutter bringen, die das Zimmer unserer Tochter ausmalt. ...

Es läuten die Glocken. 19:00 Uhr. Zum Glück ist Sommer und es ist noch hell. Ich habe gerade meinen Sohn wieder auf seine Matraze gelegt und hoffe, dass er bald einschläft. Neben der Fliegenklatsche steht jetzt ein Bier. Ich nehme einen Schluck. Ahh! Eiskalt und erfrischend. Mein ganzer Körper juckt, ich komme gerade aus dem Garten, wo ich schwitzend Bäume geschnitten habe und meine Frau (immer noch) Rasen mäht. Mein Sohn weint. Ich muss schnell nachsehen. ... So. Er sitzt jetzt neben mir und spielt mit seinem Plastikspielzeug. Ich möchte ihm gerne einmal Holzspielzeug machen. Mit diesem Wunsch stehe ich in einer Schlange von unzähligen Vätern, die wissen, dass ihre Kinder zu alt sein werden, wenn sie mit dem basteln des Holzspielzeugs fertig sind. ...
... Zurück zur Trilogie. Ich war bei marjorie, den Fraggles und der Muppet show, als mein Sohn aufwachte und ich ihn zu meiner Frau zur Nahrungsaufnahme nach oben brachte. Als ich zurück herunter kam ... mein Sohn kotzt. Ich lege ihn in den Stubenwagen und schiebe ihn mit dem Fuss hin und her, während ich schreibe. Ich bin multitask-fähig. Es geht sich mitunter sogar aus, dass ich mit einem Bein den Kleinen schaukle, einen Satz mit der linken Hand fertig schreibe, während die Rechte mir einen Schluck Bier aus der Flasche in den Mund giesst und ich mit der linken Schulter eine Fliege von meinem Ohr verjage. Meine Frau kommt herein und fragt, ob meine Mutter mit unserer Tochter spazieren ist. Ja.
Man muss multitask-fähig sein, wenn man den dritten Teil einer Trilogie schreiben will, und dabei keine Zeit verlieren sollte. Zurück zu heute Nachmittag: Als ich dann also meinen Sohn am Busen seiner Mutter abgegeben hatte, kam der Nachbar um sich Bausand zum Betonieren auszuborgen. ... Meine Frau duscht und ruft fragend nach der Uhrzeit. 19:30! ... Ich besprach mit dem Nachbarn alle gewesenen und kommenden Baustellen seines und meines Lebens. Ich zog den kürzern. Er ist über siebzig und hat definitiv mehr Kreuzschmerzen als ich. Er hat auch nicht mehr so viel Bauvorhaben wie ich, ist also insgesamt weiter. Die nächsten Stunden waren von einem solchen Chaos geprägt, dass ich mich plötzlich baumschneidend in unserem Garten wiederfand. Die erste Entspannung des Tages. Auch diese weilte nur kurz, weil meine Schwiegermutter mit meiner Tochter auftauchte und ich diese dann durch den Garten trug, ihr die Baustelle meines siebzigjährigen Nachbarn zeigte, bis meine Mutter sie zum spazieren gehen abzog. ... Mein Fuss tut vom Kindschaukeln weh. Meine Frau kommt aus der Dusche und kündigt an, den kleinen zu übernehmen. Mir wird plötzlich klar, dass sich im dritten Teil der Trilogie keine zwei user-Portraits mehr ausgehen können. Bin ich ein Opfer meiner eigenen Idee geworden? Viele Autoren ziehen sich aus ihrer Kolumne zurück. Aus persönlichen Gründen. Der heutige Tag hat mich auf meinen persönlichen Grund geführt. Auf diesem bin ich herumgewandert, hab ihn mir genau angesehen, ihn auf mich wirken lassen. Mein Fuss tut weh. Ich muss kurz mit der Hand weiterschaukeln. Keine Spur von meiner Frau. Mein Sohn kämpft tapfer gegen seine Augenlieder. Es steht aber schon 0:4. 0:5. Jetzt ist es ganz vorbei. Eine Fliege versucht ihn noch einmal aufzuwecken. Ich aber hab die Fliegenklatsche griffbereit. Wie ein abgebrühter Profi jage ich die Fliege kurz auf und beobachte ihren Landeanflug am Küchentisch. Zack. Erledigt. Wahrscheinlich die fünfzigste heute. Die Fliegen werden dennoch nicht weniger. Meine Frau kracht herein und entschuldigt sich lautstark, dass es so lang gedauert hat. Der Kleine Mann schreckt auf. Ich bitte sie, mir noch ein Bier zu organisieren, weil meine Flasche leer ist. Sie verweigert. Der kleine würde bereits wieder schlafen. Sie hätte ihn gar nicht richtig geweckt.

Ich war also bei marjorie, ihrem Namen, und komme nun zu ihrer Arbeit. Meine Frau bringt mir jetzt doch ein Bier. Danke. Ich wünsche mir Wortlos keine weiteren Ablenkungen, bemerke aber gleichzeitig, dass das Tageslicht schwindet und ich binnen der nächsten 10 Minuten das Licht einschalten werde müssen, weil ich noch zu der Generation von Schreibern gehöre, die Licht auf der Tastatur brauchen. Ich schalte es also gleich ein.

Der WindelzeckLurch machte als erster Beitrag von marjorie deutlich, dass marjorie Sympathien eher Menschenkindern als Lurchen galt. Jedenfalls erweckte sie nicht den Eindruck, dass sie Lurche vor Kindern schützen wollte, sondern Kinder vor Lurchen. Und das, obwohl Lurche keiner Fliege etwas zu Leide tun können (Ganz im Gegensatz zu Menschen, die selbiges von sich behaupten). Der zweite Beitrag zeigt einen Lurch, der eine Katze befallen und zum leibeigenen Mobil degradiert hat. Hinter der rosigen Dokumentation des Fotos, verbirgt sich eine gewisse Lurchangst; Befall von Kindern und Katzen. Nebenbei bemerkt: Es sind wirklich sehr sehenswerte Fotos. Mit dem Beitrag LurchZutz gelang es marjorie endgültig, die Wähler für sich zu gewinnen. Die Anfangs befürchtete LurchPhobie ist mit diesem Beitrag deutlich ausgeräumt, der besagt: ein Kilo Dreck pro Jahr, konsumiert in einem umweltbewusst geführten Haushalt, ersetzt so manchen Arztbesuch. Danke marjorie!

Da ich mich dem Ende meiner persönlichen Sendezeit nähere, ist es Zeit sich der Recherche zur Arbeit von p.etrus, dem Gewinner des Lurch des Monats Juni, zu widmen. Meine Tochter isst Griesbrei und fordert dabei lautstark Spaghetti. Meine Mutter und meine Frau erklären ihr, dass es morgen erst Spaghetti geben wird. Mein Sohn wollte doch nicht schlafen und ist damit beschäftigt eine orange Rassel in Bärenform zu lutschen. Sie fällt auf den Boden. Aufgehoben und weitergelutscht. Ein Kilo Dreck pro Jahr? - Ob sich das bei ihm ausgeht? Es ist kurz vor neun, meine Tochter hat den Griesbrei gegessen und fordert jetzt Cornflakes mit Milch. Meine Frau hält unseren Sohn in Schach, meine Mutter eilt um Cornflakes, ich trage unsere Tochter zum Waschbecken, um sie vom klebrigen Brei zu befreien, sie für den Cornflakes-Konsum sauber zu machen.

Der Einstieg von p.etrus in den Blog war nicht gerade famos. Er wurde sofort vom Kollegen hinweis darauf hingewiesen, dass es den Urlurch schon einmal gegeben hat. Ungeklärter Weise befinden sich beide Urlurche (ersterer war von rudL) nicht längst in der Rubrik "Fälschungen". Aber p.etrus hat gleich darauf mit dem ersten Lurchvideo im Blog aufhorchen(-schauen) lassen. Das Video, eine 3D-Studie eines Lurchs, lässt uns aber einen Einblick in sein Arbeitsumfeld nehmen. Er wirft mit dieser Animation einige essentielle Fragen auf. Gibt es virtuelle Lurche? Eigentlich ist das die selbe Frage, der wir mit der Ausstellung "Staub im Bild" nachgehen: Welche Rolle spielt der Lurch in der Kunstgeschichte, speziell im Tafelbild? Im Fall von p.etrus müssen wir uns fragen, ob wir ein Computerspiel kennen, in dem ein Lurch eine wesentliche Rolle spielt. Das Video würde einen hervorragenden Vorspann für ein derLurch-Spielkonsole-Spiel geben.
In seinem Beitrag mit der microfotografie des gemeinen Hauslurchs hätte er sich bereits einen Lurch des Monats verdient, hat er sich doch merklich bemüht, die Freizeit-Beiträge der Kollegen durch wissenschaftlich Fundiertes aufzumischen. Aber den begehrten Titel hat er fast unrühmlich im Umfeld zu schwacher Konkurrenz eingefahren, nämlich mit dem LegoLurch, dessen Bedeutung mir als Vater von Platikspielzeugkindern ein Begriff ist. Den kommentierenden Kollegen offenbar weniger.
Meine Frau fragt, ob ich noch immer schreibe. Sie fragt, wer das lesen soll, in der Sommerpause. Ich erkläre ihr, dass ich auf meinem persönlichen Grund unterwegs bin. Sie macht mir Appetit mit einem Thunfischpastenbrot. Ich werde auch eines essen. Und dazu ein Bier trinken. Meine Mutter bemerkt, dass auf der Thunfischpastentube "the most shitted" steht. Sie amüsiert sich darüber. Ich sehe nach, weil ich ja neugierig bin. TE MOS SHITET... usw. steht dort. Albanisch. Na gut. Wo war ich?

Ich muss wirklich allen Gewinnern zum Lurch des Monats gratulieren, ich versuche das so innig zu tun, wie man das von mir gewohnt ist. Ihr habt wirklich Grosses geschaffen mit euren Beiträgen.
Ich verstehe Autoren, die für ihren Ausstieg persönliche Gründe nennen, ohne diese zu ergründen. Es kann nämlich sehr zermürbend sein, sich auf die Suche nach seinem persönlichen Grund zu machen. Es kann aber auch letztlich dazu führen, dass man keinen persönlichen Grund für einen Ausstieg findet.


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derLurch - 29.07.2009

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Kramperllurch 22.12.09 @ 21:47
derHesse oo9 Treuer Freund, Sie scheinen zu vergessen, dass Sie nicht in diesem Studium gewesen. Doch Sie meinen sich im... mehr

Kramperllurch 11.12.09 @ 17:32
karacho Nullnummer Herr Hesse, So überraschend es ist, dass Sie in diesem Blog auftauchen und mir vor Ehrfurcht die Knie... mehr

Kramperllurch 11.12.09 @ 17:27
derLurch Verwarnung an derHesse Die Redaktion bittet ausdrücklich darum, einen gepflegten und höflichen Umgang zu wahren. Zum... mehr

Kramperllurch 10.12.09 @ 10:49
derHesse hermann:herbert Nachdem Sie bei Kollegen Karacho schon eindrucksvoll bewiesen haben, dass Sie in der Naturkunde völlig... mehr

Kramperllurch 05.12.09 @ 23:45
herbert Gräm dich nicht. Auch kleine Leute sterben irgendwann. mehr

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