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Das monatliche User-Portrait aus derLurch Redaktion.

Aktuell:
derMob, marjorie, p.etrus -- Trilogie der Verzögerung -- 29.07.2009

Ältere Beiträge:
gideon -- Ein Gründungsmithlied im Interview -- 07.05.2009
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MiaWurscht -- Details von ungeahntem Ausmass -- 11.03.2009
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derLurch -- Der Schein drückt -- 22.12.2008
rudL -- Ein klassischer Draufgänger -- 24.11.2008
Dr. Unkhardt Krötinger -- der lange, steinige Weg -- 19.10.2008

gideon

Ein Gründungmitglied im Interview

Portrait Gideon

© derLurch

Mit dem Lurchfilm hat gideon
nun neben einem bronzenen (Liegestütz über einem Lurchfeld) seinen zweiten goldenen Lurch des Monats gelandet (der erste war der cliffhanger).

Gründerväter und Vordenker kommen meistens erst posthum zu würdigen Ehren. gideon ist einer der Glücklichen, die sich zu Lebzeiten über anerkennende Gesten freuen dürfen. Er ist als Teil des derLurchteams für mich als Redakteur greifbar und ich habe ihm vorgeschlagen, das user-Portrait anlässlich seiner Wahl zum Lurch des Monats mit einem persönlichen Interview zu gestalten.

Red.: Wo und wie ist es zum ersten Lurch in deinem Bewusstsein gekommen?

Auf meine ersten Lurche wurde ich im Verlauf meiner Tätigkeit als Reinigungskraft in einer sozialen Einrichtung aufmerksam. Ich war damals beruflich selbständig und musste zum Zivildienst. Man denkt natürlich in erster Linie an sich und den Zeitverlust, den man da in Kauf nehmen muss. Aber nach einer Zeit erwacht das soziale Gefühl, wird stärker und kann einen schliesslich dazu bringen, dass man sich um jeden Dreck schert - (lacht). Nein. Im ernst: Die bewusste Beachtung von Staubobjekten und deren Position in einer Putzgesellschaft ist vielmehr eine Metapher für unbeachtete Randgruppen in der Gesellschaft geworden.

Red.: Du hast also geputzt und bist auf die sich hartnäckig immer wieder formierenden Staubteilchen gekommen?

Ja. Man fragt sich unweigerlich: Kann ich das sichtbar werden von Staub in Gästezimmern im Keim ersticken? Wenn man beginnt dem Entstehen von Staubobjekten auf den Grund zu kommen, ist man sofort bei Chaos und Ordnung, bei der Milchstrasse und beim Urknall.

Red.: Warum?

Weil Staubobjekte ein Chaos sind, mit dem wir jeden Tag leben. Wir sind der Ordnung so zugetan, dass wir bereit sind, ein nicht bewältigbares Chaos einfach auszublenden, um beim Anblick der Unordnung nicht zu verzweifeln. Staubobjekte haben in den meisten Familien, Regionen, Ländern überhaupt keinen eigenen Namen. Sie sind ein Übel, dass sich in den toten Winkel unseres geistigen Auges kehren lässt.

Red.: Ja. Gut. Aber wird der Staub denn überhaupt gebraucht? Ist es nicht egal, wenn man ihn ausblendet? Wie wichtig ist er für den menschlichen Alltag im Vergleich zum Urknall?

Die Ordnung in Staubobjekten zu suchen, ermöglicht eine entspanntere Sicht auf die Dinge des täglichen Lebens. Ich arbeite zum Beispiel auch sehr viel mit Computern, kämpfe mich durch virtuelle wirtschaftliche Notwendigkeiten. Man versucht dann ständig Nullen und Einsen neu zu ordnen, füttert damit ein fettgefressenes Datenchaos, das irgendwo mit der einfachsten Idee von Ordnung begann: Strom oder nicht Strom. Bei dieser Idee wird die banale Leistung unseres Gehirns deutlich. Sein oder nicht sein.
Staub ist ein Abbild der Grauzonen zwischen sein und nicht sein. Er zeigt Entstehung und Vergänglichkeit in immer neuen Gestalten.


Red.: Fallen dir spontan andere Objekte auf dem oder um den Planeten Erde ein, die eine vergleichbare Projektionsfläche für menschliche Schicksale bilden?

Nicht wirklich. Ich muss aber zugeben, dass mich die intensive Auseinandersetzung mit der Vielfalt von Staubobjekten ein bisschen blind für viele andere Dinge gemacht hat.

Red.: Du hast den Lurch in dein Leben gelassen, eure Produktionsfirma ist nach ihm benannt, es gibt bereits Ausstellungen mit Staublurchen. Besteht bei einer so engen Bindung mit einer Metapher nicht die Gefahr, zu einem Freak - einem Außenseiter zu werden?

Grundsätzlich besteht die Gefahr, sich ständig jedem erklären zu müssen, aber das muss doch jeder, der künstlerisch tätig ist, oder? Die Ausstellung "Staub im Bild" hat gezeigt, dass die Auseinandersetzung mit Nichtigem nicht zur Isolation führt, sondern Gleichgesinnte auf den Plan ruft. Wir hatten sofort einige Kunsthistoriker, die uns bestätigten, spontan kein Beispiel für Lurchvorkommen auf Tafelbildern zu kennen. Sie wollten sich aber damit alle nicht zufrieden geben - und das ist genau unser Ansatz: Es gibt eine Menge Dinge, von denen wir nichts wissen, weil wir sie nirgendwo sehen. Das kann man direkt auf unsere Labelarbeit umlegen: Es gibt eine Menge guter Musik, von der niemand weiss. Wir machen sie sichtbar, wie die Staubobjekte im Lurchblog und in den Ausstellungen. Natürlich kann man das auf alle kleinen Labels und Produktionsfirmen umlegen, nur sind Musikproduzenten oft viel mehr Außenseiter als wir. Wir haben den Lurch als Bindeglied zur Welt da draußen.

Red.: Ich will jetzt gar nicht auf alle Lurche eingehen, die du fotografiert hast, vielleicht sagst du uns, welcher dein erster Lurch war, der dir vor die Linse kam.

Das war der Langlurch, der ist tatsächlich so entstanden, wie ich ihn im Beitrag Langlurch beschrieben habe. Das war eben in meiner Zeit als Zivi.

Red.: Hat der Langlurch den ersten Impuls für den Lurchblog gegeben?

Ja. Den zweiten hat Rudi (Steiner, red. Anm.) gegeben, indem er begeistert von unvorstellbaren Lurchen in seinem Heimathaus erzählt hat. Dominik (Koval, red. Anm.) hat dann die Lurchphilosophie entworfen und dann war das ganze nicht mehr aufzuhalten.

Red.: Ich danke für das Gespräch!

Gerne.

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derLurch - 07.05.2009

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Kramperllurch 22.12.09 @ 21:47
derHesse oo9 Treuer Freund, Sie scheinen zu vergessen, dass Sie nicht in diesem Studium gewesen. Doch Sie meinen sich im... mehr

Kramperllurch 11.12.09 @ 17:32
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Kramperllurch 05.12.09 @ 23:45
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