derLurch des Jahres 2008 02.04.09 @ 00:15 derLurch
Ich frage mich schon seit längerer Zeit und von Tag zu Tag intensiver, warum die Wahl zum Lurch des Jahres 2008 zwar ausgerufen wurde und die Aufrufe zur Wahl meine Mailbox füllten, aber das Ergebnis nach wie vor der Inhalt eines Wahlurnenfriedhofs zu sein scheint.
Von Natur aus neugierig und zu allem Überfluss auch noch ungeduldig, spürte ich einen inneren Antrieb, sozusagen Hybrid, weil halb Neugier halb Ungeduld,
der mich nicht ruhen und mich auf die Suche nach der Ursache des geheimen Wahlergebnisses der „Lurch des Jahres Wahl“ gehen ließ.
Ich bin zwar ein Verfechter von geheimen Wahlen, aber bei Wahlergebnissen bin ich ein Verfechter von uneingeschränkter Veröffentlichung.
Die Suche war beschwerlich, ließ mich aber in ihrem Verlauf der Lösung so manchen Rätsels auf die Schliche kommen.
Alles begann mit den Recherchen im Internet. Mir schien dieser Weg der Informationsfindung der einzig richtige zu sein, da es sich bei der Wahl auch um eine online Wahl handelte. Ich begab mich also auf die elektronische Suche nach dem schwarzen Loch der virtuellen Wahlurne, in das die Lurchstimmen verschwunden waren. Natürlich in der Hoffnung ihre Stimmen so bald wie möglich wieder wohlbehalten zu hören.
Dabei begegnete mir ein Wurm.
Conficker.
Ein viel beschäftigtes, sehr kommunikatives, aber vordergründig zielloses Wesen. Seine Aufgabe besteht darin zu infizieren und sich zu vermehren. Die Wissenschaft hatte bis dato noch keinen tiefern Sinn hinter seinen Aktivitäten gefunden, ist sich aber ziemlich sicher, dass hier ein höheres Ziel verfolgt wird. Thesen behaupteten, dass der 1. April dieses Jahres der Tag des Supergaus sein wird, an dem der Wurm sein Ziel erreicht und sein komplettes zerstörerisches Potential über die elektronische Welt schwappen lässt.
Nix da. Der erste April verstrich und die Welt der Bits and Bytes war nach wie vor in Ordnung.
Ich aber erkannte sehr wohl seinen Ausbruch, der heimtückischer als befürchtet und verheerender als erwartet war. Leider aber zu spät und erst im nachhinein.
Der Wurm hat es geschafft, seinen Wirkungskreis auch über die Grenzen seines natürlichen Lebensraumes, die Computerwelt hinaus zu erweitern und das mit einem recht einfachen Mechanismus.
Und so geschah es:
Der Wurm befiel nahezu die komplette Computerwelt, mit Ausnahme von einigen Apfelrechnern, was aber nur einer Fruchtzuckerunverträglichkeit zuzuschreiben ist. Zusätzlich war er auch ein Gegner von Markenfetischismus. Auf Grund der geringen Verbreitung dieses Rechnertyps, fällt dieser Teil der Computerwelt aber nicht weiter ins Gewicht.
Er befiel also alles was rechnen konnte und eine Zweitastenmaus als Haustier hatte.
Das rief dann Systemadministratoren der ganzen Welt auf den Plan, die die Speicher ihrer Rechner säuberten. Nachdem diese Sauber waren begannen sie mit dem Saubermachen ihrer Festplatten.
Da sie Stunden, Tage und Wochen damit zubrachten, weil ja auch alle anderen Medien vom Wurm befreit werden mussten, bemerkten das auch ihre Kollegen, die die Aufgabe hatten die Büroräume Sauber zu halten. Sie machten ihren Job gut wie immer, aber als dann diese frisch geputzten Festplatten und andere Massenspeicher in den Büros aufzutauchen begannen, wollten sie natürlich dieser neuen Reinlichkeit um nichts nachstehen und reinigten die Büros noch genauer. Wir leben im Zeitalter der Mobilität und damit wurden diese „übersauberen“ Festplatten mittels Notebooks auch in den privaten Bereich eingeschleppt und genau wie im Büro entstand auch dort dieser Putzzwang usw. usw.
Der langen Rede kurzer Sinn. Ich behaupte Conficker ist einfach der Auslöser für den Frühjahrs- oder Osterputz.
Wie gut dachte ich mir, dass mich dieses Problem nicht betrifft und begann mich mit dem Beenden dieses Gedankens erleichtert schmunzelnd umzusehen.
Tetanus.
Alles war sauber.
Ich drehte mich zu meinem Schreibtisch und las das Namensschild auf dem provokant „Redaktion“ stand.
Der Schweiß presste sich plötzlich durch meine Hand, wie sich das heiße Wasser durch einen Kaffeetab unserer Kaffeemaschine, wenn sie nicht verkalkt ist. Was ist hier geschehen.
Ich durchwand mein Büro mit wenigen Schritten, öffnete die Tür und buchstabierte den Schriftzug der außen auf ihr zu finden war. Er lautete „derLurch Redaktion“.
Froh darüber, dass mein Knie ein Scharniergelenk ist und sich der Aufwand sich gegen ein Zusammenklappen zu wehren nur auf eine Richtung beschränkt, erwischte ich den erstbesten Einrichtungsgegenstand um mich daran festzuhalten und der Gesäßgravitation entgegenzuwirken.
Ich bin die Redaktion. Ich bin es selbst. Ich bin die Lurchredaktion und bin einem Osterputz zum Opfer gefallen. Ich bin sauber. Ich habe den Lurch verloren. Ich habe meine Identität und scheinbar auch die Erinnerung daran verloren.
Ich litt unter AI.
Nicht Artificial Intelligence, das wäre ja nicht das Schlechteste.
Nicht Amnesty International, wie so mancher selbständige, guantanamesische Gefängnisbetreiber.
Nein, es war Amnesie Inreinkultur.
Ich hatte mich vergessen. Ich hatte meine Identität vergessen.
Nun, da ich zu dieser schrecklichen Erkenntnis gekommen bin, erkannte ich plötzlich auch den Einrichtungsgegenstand, der mich vor einem Kniefall rettete. Es war eine Urne, in deren Schlitz meine Finger sich so verkrallten, dass mich das weiß meiner Knöchel beinahe blendete.
Ich wusste nun was zu tun war und was eigentlich schon längst getan hätte werden müssen. Ich musste den Lurchen des Jahres ihre Stimme wieder geben. Ich löste die Plomben, griff in die Urne und kann hiermit das Ergebnis der Wahl bekannt geben.
Die Sieger sind:
1. Platz: FakirLurch von unky
2. Platz: VinyLurch von robotnik
3. Platz: lurch sticht in der Nase von gretel
Die LurchRedaktion gratuliert
@Ich bin und wurde überwältigt14.05.09 @ 07:28derLurch
Sehr geehrter Dr. Krötinger,
verstehen Sie diese antwort bitte als eine eines Freundes. Wir wir leider aus sicherer Quelle wissen, hat Ihre Illumination nicht mit der Wahl zum Lurch des Jahres zu tun, sondern möglicherweise mit der Vorfreude auf Star Trek 11, weil sie sich schon weit vor bekanntwerden des Ergebnis dieser Wahl wegbeamten. Ich bitte Sie, gehen Sie nochmals in sich und versuchen Sie ihr Problem schnell in den Griff zu bekommen. Die Wissenschaft wird es Ihnen danken.
Alles Gute
Ich bin und wurde überwältigt02.05.09 @ 00:58unky
Sehr geehrte Redaktion, liebe Wählerinnen und Wähler!
Nach der Mitteilung meines Chefs über das Ergebnis zur Wahl „Lurch des Jahres 2008“ war ich derart überwältigt, dass ich in meinem Freudestaumel etwas zu tief in das Glas geschaut haben dürfte.
Jedenfalls sind nach geraumer Zeit freundliche Herren einer hinterindischen Personalleasingfirma erschienen und haben mir unter Demonstration der verstärkten Oberköperdimensionen mit eleganter Brachialgewalt in einen weißen Smoking geholfen. Meine Einwände über die falsche Bekleidungsrichtung (Knöpfe nicht auf der Vorderseite) blieben möglicherweise wegen mangelnder Sprachkenntnisse unverstanden.
Ich wachte später in einem Luxuskurzentrum auf und konnte mich an nichts erinnern, auch nicht an die Fahrt in einem grünen Taxi.
Angefangen von DDr. Unikum bis zum gesamten Betreuungspersonal haben mich alle fürsorglich umhegt und mich als Lurchchampion bezeichnet, was ich wohl ihrer gönnerhaften Wählerschaft zu verdanken habe, der ich hiermit herzlichst danke.
Nur durch diese Wahl bin ich in den Genuss eines heilsamen Kuraufenthaltes gekommen.
Nun werde ich mich mit neuen Kräften wieder der Lurchforschung widmen und lege folgendes Gelöbnis ab: Wenn ich in Zukunft wieder ein Glas in die Hand nehme, muss es konkav oder konvex sein.
Hochachtungsvoll:
Dr. Unkhardt Krötinger
P.S.: Herzliche Gratulation an ROBOTNIK und GRETEL.