ÖFG-Symposium: Staub 05.05.11 @ 23:17 derLurch
Technische Universität Graz, Rechbauerstraße 12, 8010 Graz, Hörsaal 2, May 20-21, 2011 Registration deadline: May 19, 2011
Staub ist allgegenwärtig und sein Aufkommen nimmt stetig zu – wie auch die
Strategien zur Staubvermeidung. Sein sehr kleines Gewicht erleichtert seine
keinen Fleck auslassende Verteilung; denn Teilchen werden zu Staub, wenn sie
nur wenig schwerer sind als Luft. Staub reiht sich somit in seiner
Zustandsform und Materialität unter die „letzten Dinge“ ein: Unter dem
Kriterium des Gewichts kann alles – von Gold über Blüten bis Asbest – zu
Staub werden. Zudem bezeichnet der Staub ein zentrales Element der
Vermischung und der Zirkulation, wie uns unser Hausstaub alltäglich
vorführt, der aus allen möglichen Quellen stammen kann. Seine Sammlung gibt
daher generell auch Aufschluss über die gegenwärtige Umwelt. Die Vielzahl
seiner unterschiedlichen Bestandteile sowie deren notorische Verteilung
macht Staub zu einem Material, das zahlreiche künstlerische und
wissenschaftliche Fragestellungen bündelt.
Die Erforschung des Staubs ist keineswegs nur die Angelegenheit einer
einzelnen Disziplin. Vielmehr begründet Staub bereits an und für sich einen
interdisziplinären Zugang, dessen spezifische Untersuchungen sich über viele
Fachbereiche erstrecken. Staub als Thematik einer interdisziplinären Tagung
aufzugreifen, ermöglicht es insofern, wissenschaftliche Staubforschung und
künstlerische Projekte miteinander in Beziehung zu setzen, die vom gleichen
Gegenstand ausgehen.
Staub als Material: Staub kann einen Restbestandteil von Prozessen der
Auflösung größerer Formen bilden, im übertragenen Sinne einen sinnentleerten
Rest, doch was lässt sich umgekehrt mit Staub selbst produzieren? Wie wird
die Materialität des Staubs zum kreativen Element? Welche Möglichkeiten
eröffnet Staub als Material der Kunst?
Besteht das Kennzeichen von Staub in seiner Fähigkeit zur Aneignung von
nahezu allem – mit seinen organischen wie anorganischen Bestandteilen – und
zur Integration in sein System der Zirkulation? Oder geht es im Gegenteil
eher um die Erzeugung von absolut staubfreien Reinräumen und
Produktionsbedingungen?
Ordnungen des Staubs: Unterschiedliche Ordnungen des Staubs lassen sich in
seinen dissipativen Strukturen erkennen, die sich in immer neuen
Systemkonfigurationen bilden. Die Entropie des schwebenden Staubs kennt
insofern keine Grenze, nur permanente Verteilung. Welche Ordnungsschemata
lassen sich dennoch an die kleinen Teilchen anlegen?
Welche Modelle einer chaotischen, aleatorischen, stochastischen Verteilung
generiert Staub? Wie verändern sich die Klassifikationen von Staub als
Ordnungssysteme?
Erkenntnisse des Staubs: Unlängst ist die japanische Raumsonde „Hayabusa“
nach ihrer siebenjährigen Reise durchs All beim Wiedereintritt in die
Erdumlaufbahn planmäßig verglüht, doch ihr wichtigstes Element – eine kleine
Probenkapsel für Asteroidenstaub – landete unversehrt auf der Erde. Eine so
kostspielige Expedition zur Sammlung von Staub wirft die Frage nach der
Erzeugung und Emergenz von Wissen auf, das sich am und im Staub bildet: Was
gibt der Staub zu denken? Staub ist nicht nur Zeichen von etwas, dessen
Emission oder Zusammensetzung er bezeugt, sondern auch die Grundlage von
Inskriptionen, die Spuren im Staub sichtbar machen. Einerseits schreiben
sich also Vorgänge in Staub ein, andererseits wird der Staub in Staublaboren
selbst zum Untersuchungsgegenstand. Das Panel fragt nach den
unterschiedlichen Erkenntnisformen am konkreten Gegenstand Staub.
Idee und Konzept: Daniel Gethmann, Anselm Wagner, Graz Die Teilnahme ist
kostenlos.
Wir bitten um Anmeldung: www.oefg.at/feedback/formmail.html
PROGRAMM
Freitag, 20. Mai 2011
14.15
Hans SÜNKEL, Otto NEUMAIER: Begrüßung und Eröffnung Daniel GETHMANN:
Einführung
Panel: STAUB ALS MATERIAL
15.00
Wladyslaw SZYMANSKI, Wien: Wenn der Staub schwebt Monika WAGNER, Hamburg:
Re-Kompositionen. Künstler als Staubfänger
17.15
Anselm WAGNER, Graz: Historie versus Hygiene. Staub in der
Architekturtheorie Gerhard NIERHAUS / Andrés GUTIÉRREZ MARTÍNEZ, Graz:
Algorhythmische Komposition / Staub in der elektronischen Musik (Kooperation
mit dem Institut für Elektronische Musik und Akustik an der Kunstuniversität
Graz)
Imbiss
20.30
Staub – ein Film von Hartmut BITOMSKY (im Filmzentrum im Rechbauerkino,
Reservierung unter oefg(at)oefg.at erforderlich)
Samstag, 21. Mai 2011
Panel: ORDNUNGEN DES STAUBS
10.00
Bettina VISMANN, Berlin: Schwebende Auswahl (Performance / Lecture) Thomas
MACHO, Berlin: Der Staub der Vergangenheit
12.15
Ernst STADLOBER, Graz: Feinstaub: Statistische Modellierung und Prognose
Julia FELDTKELLER, Tübingen: Der Feind Staub. Restaurierung und Sauberkeit
Panel: ERKENNTNISSE DES STAUBS
15.00
Anna GORBUSHINA, Berlin: Life in the Dust: Historic Samples and Modern
Microbial Hitchhikers Klaus TORKAR, Graz: Kometenstaub als
Informationsträger aus dem
Sonnensystem: Das Staubmikroskop MIDAS auf Mission zum Kometen
Churyumov-Gerasimenko
17.15
Roland MEYER, Berlin: Staub als Spur
Bertl MÜTTER, Steyr: Im Staubstaubereich – ein musikalischer Kehraus
19.00 Abschluss der Veranstaltung
Reference / Quellennachweis:
CONF: ÖFG-Symposium: Staub. In: H-ArtHist, May 4, 2011.
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